Ein Bandscheibenvorfall ist eine Wirbelsäulenerkrankung, die viele Menschen im Laufe ihres Lebens betrifft. Beinahe 40% der österreichischen Bevölkerung gibt an, zumindest einmal an Rückenschmerzen gelitten zu haben. Dies kann für viele Betroffene wie das Ende der Welt erscheinen. Doch ist das wirklich so?
Ein Bandscheibenvorfall ist eine Wirbelsäulenerkrankung, die viele Menschen im Laufe ihres Lebens betrifft. Beinahe 40% der österreichischen Bevölkerung gibt an, zumindest einmal an Rückenschmerzen gelitten zu haben. Dies kann für viele Betroffene wie das Ende der Welt erscheinen. Doch ist das wirklich so?
Die Wirbelsäule ist ein wichtiger Teil des Skeletts, der als bewegliche Stütze unseres Körpers dient und das Gewicht von Kopf, Hals, Rumpf und oberen Extremitäten trägt. Darüber hinaus schließt sie das Rückenmark ein. Sie besteht aus 24 Wirbeln, zwischen denen die Bandscheiben liegen. Diese Bandscheiben wirken wie ein Puffer und ermöglichen Beweglichkeit und Flexibilität der Wirbelsäule. Jede Bandscheibe besteht aus einem weichen Gallertkern (Nucleus pulposus) und einem festen, kollagenen Faserring (Anulus fibrosus). Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es durch degenerative Prozess zu Einrissen des Anulus fibrosus und Teile des weichen Kerns können austreten. Dies kann auf die umliegenden Nerven drücken und Schmerzen verursachen.
Eine häufige Annahme ist, dass Bandscheibenvorfälle durch das Anheben von schweren Gegenständen ausgelöst werden. Lt. Suri et al. (2010) konnten jedoch 62% der Betroffenen von keinem auslösenden Ereignis berichten. 26% gaben sogar an, dass sie nichts gehoben hätten, sondern es eher bei einer Tätigkeit des Alltags oder beim Sport (kein Kraftsport) passiert sei.
Ein häufiges Phänomen bei Bandscheibenvorfällen ist die Diskrepanz zwischen bildgebenden Verfahren wie MRT oder Röntgen und den tatsächlichen Symptomen des:der Patient:in. Rund ein Drittel der jungen Erwachsenen weist im CT Bandscheibenvorfälle auf. Es kommt jedoch nicht selten vor, dass der:die Patient:in kaum oder gar keine Schmerzen verspürt. Umgekehrt kann ein:e Patient:in starke Beschwerden haben, ohne dass ein signifikanter Vorfall auf den Bildern erkennbar ist. Dies zeigt, dass die Diagnostik und Therapie stets individuell angepasst werden müssen und die klinische Untersuchung und das Gespräch mit dem:der Patient:in von großer Bedeutung sind.
Die Heilungszeit nach einem Bandscheibenvorfall variiert stark und hängt von mehreren Faktoren ab, wie dem Ausmaß des Vorfalls, der allgemeinen Gesundheit des:der Patient:in und den durchgeführten Behandlungen. In vielen Fällen kann sich der Zustand innerhalb von sechs Wochen bis drei Monaten deutlich verbessern. Auch bei konservativer Behandlung mit Physiotherapie, Schmerzmitteln und gezielten Übungen ist die Prognose meist gut.
Interessanterweise hat die Wissenschaft gezeigt, dass sich Bandscheibenvorfälle im Laufe der Zeit teilweise oder vollständig zurückbilden können. Die Resorptionsrate, also die natürliche Rückbildung der ausgetretenen Bandscheibenmasse, liegt bei etwa 60-80%. Dies bedeutet, dass der Körper in der Lage ist, das ausgetretene Gewebe abzubauen und die Bandscheibe wieder zu stabilisieren.
Eine der wichtigsten Fragen für Betroffene ist, ob und wann sie wieder Sport treiben können. Die gute Nachricht ist, dass Sport in den meisten Fällen nach einem Bandscheibenvorfall wieder möglich und vor allem sehr sinnvoll ist. Tatsächlich spielt körperliche Aktivität eine entscheidende Rolle im Heilungsprozess. Durch gezielte Physiotherapie und Übungen kann die Muskulatur als auch passive Strukturen wie Bänder gestärkt und die Stabilität der Wirbelsäule verbessert werden. Dies reduziert das Risiko weiterer Vorfälle und fördert die langfristige Gesundheit der Wirbelsäule.
Ein Bandscheibenvorfall ist zwar eine ernsthafte und oft schmerzhafte Erkrankung, jedoch sind die Heilungschancen gut. Dank der natürlichen Resorptionsfähigkeit des Körpers und der Möglichkeiten moderner Therapien können die meisten Betroffenen wieder ein normales Leben führen und Sport treiben. Wichtig ist eine individuelle und umfassende Diagnostik sowie eine auf den:die Patient:in abgestimmte Therapie, um die bestmöglichen Heilungsergebnisse zu erzielen.
https://flexikon.doccheck.com/de/Bandscheibenvorfall / Zugriff am 30.06.2024
Suri., P, Hunter, D.J., Jouve, C., Hartigan, C., Limke, J., Pena, E., Swaim, B., Li, L., Rainville, J. (2010 Inciting Events Associated with Lumbar Disc Herniation. The Spine Journal 10(5), 388-95. https://doi.org/10.1016/j.spinee.2010.02.003
Zhong, M., Liu, J. T., Jiang, H., Mo, W., Yu, P. F., Li, X. C., & Xue, R. R. (2017). Incidence of Spontaneous Resorption of Lumbar Disc Herniation: A Meta-Analysis. Pain Physician, 20(1), E45–E52.
Zou, T., Liu, X. Y., Wang, P. C., Chen, H., Wu, P. G., Feng, X. M., & Sun, H. H. (2024). Incidence of Spontaneous Resorption of Lumbar Disc Herniation: A Meta-analysis. Clinical spine surgery, 37(6), 256–269. https://doi.org/10.1097/BSD.0000000000001490