Cheat Reps vs. Strikte Technik: Was bringt mehr für deinen Muskelaufbau?

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Strikte Technik oder Schwung – welcher Trainingsstil führt zum Erfolg?

Im Krafttraining ist die saubere Ausführung der Übungen seit jeher die bevorzugte Methode, insbesondere wenn es um langfristigen und verletzungsfreien Muskelaufbau geht. Trainer:innen betonen immer wieder, dass eine strikte Technik die Muskulatur gezielt anspricht und das Risiko für Fehlbelastungen oder Verletzungen reduziert.

Gleichzeitig gibt es eine wachsende Zahl an Athlet:innen, die gezielt Cheat Reps einsetzen – also Wiederholungen mit bewusst unsauberer Ausführung und zusätzlichem Körpereinsatz. Ziel ist es, mehr Wiederholungen zu schaffen oder auch mehr Gewicht zu bewegen. Aber wie effektiv ist das Ganze wirklich?

Was sind Cheat Reps – und was ist ihre Idee?

Cheat Reps basieren auf dem Prinzip, dass eine Wiederholung auch dann noch ausgeführt wird, wenn die Muskeln eigentlich schon am Limit sind. Dazu nutzt man kleine Bewegungen des Körpers – etwa durch Hüftschwung, Rückenstreckung oder andere Impulse, die das Gewicht mit zusätzlicher Energie bewegen.

Diese Methode ist unter Kraftsportlern vor allem in Situationen beliebt, in denen:

  • ein Trainingsplateau erreicht wurde,

  • es darum geht, den Satz über den Punkt des Muskelversagens hinaus zu verlängern,

  • oder wenn gezielt am Ende eines Satzes noch zusätzliche Trainingsreize gesetzt werden sollen.

Die wissenschaftliche Sicht: Studie zu Cheat Reps (Augustin et al., 2024)

Lange Zeit fehlten wissenschaftlich fundierte Vergleiche zwischen Cheat Reps und streng ausgeführtem Training. Eine aktuelle Studie von Augustin et al. (2024) hat sich dieser Frage nun angenommen.

Studiendesign im Überblick:

  • Teilnehmer:innen: 30 untrainierte Erwachsene

  • Dauer: 8 Wochen

  • Übungen: Bizeps-Curls & Trizeps-Push Downs

  • Protokoll: Ein Arm wurde mit strikter Technik trainiert, der andere mit Cheat Reps.

  • Frequenz: 2 Trainingseinheiten pro Woche, jeweils bis zum Muskelversagen.

Ergebnisse:

  • Beide Gruppen konnten gleichwertige Zuwächse im Muskelquerschnitt verzeichnen.

  • Die Cheat-Gruppe absolvierte dabei ein fast doppelt so hohes Trainingsvolumen.

  • Kein signifikanter Unterschied im Muskelwachstum – weder proximal noch distal.

Das bedeutet: Cheat Reps haben keinen negativen Einfluss auf den Muskelaufbau, sofern korrekt eingesetzt und der Trainingssatz bis zur Erschöpfung durchgeführt wird.

Vorteile & Risiken von Cheat Reps im Training

✅ Vorteile:

  • Erlauben mehr Trainingsvolumen

  • Können helfen, mentale und körperliche Plateaus zu durchbrechen

  • Verlängern Sätze über den Punkt der Erschöpfung hinaus

  • Praktisch für fortgeschrittene Athlet:innen zur gezielten Intensitätssteigerung

⚠️ Risiken:

  • Erhöhtes Verletzungsrisiko bei unsauberer Technik

  • Geringere Kontrolle über Bewegungsmuster

  • Gefahr von Fehlbelastungen bei zu häufigem Einsatz

Wichtig: Cheat Reps sollten niemals die Grundlage des Trainings bilden. Sie sind ein Tool – nicht die Basis.

Strikte Technik bleibt der Standard – aus gutem Grund

Für die meisten Trainingsziele bleibt die kontrollierte Bewegungsausführung die beste Wahl. Sie stellt sicher, dass der Muskel präzise und konstant belastet wird. Gerade für Einsteiger:innen ist es entscheidend, erst einmal technisch korrekt zu trainieren, bevor man mit fortgeschrittenen Methoden wie Cheat Reps experimentiert.

Fazit: Cheat Reps sind kein Muss – aber ein mögliches Extra

Die aktuelle Studienlage zeigt: Cheat Reps können funktionieren – sie sind aber kein „Geheimtipp“ für mehr Muskelmasse. Der Schlüssel zum Muskelwachstum bleibt das Training bis zum Muskelversagen. Ob du dabei mit Schwung arbeitest oder nicht, ist zweitrangig – entscheidend ist die Trainingsintensität und Konsistenz.

Wenn du Cheat Reps einsetzt, tu das bewusst – und nicht als Ausrede für schlampige Technik. Dann kannst du sie gezielt als Werkzeug nutzen, um dein Training intensiver und abwechslungsreicher zu gestalten.

❓ Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Cheat Reps sind Wiederholungen, bei denen du Schwung oder Körperbewegung nutzt, um ein Gewicht trotz Muskelermüdung noch zu bewegen.

Nein – laut einer Studie aus 2024 können Cheat Reps genauso effektiv sein wie striktes Training, solange sie bis zum Muskelversagen durchgeführt werden.

Vor allem:

  • am Satzende, wenn keine strikte Wiederholung mehr möglich ist

  • bei Trainingsplateaus

  • um gezielt neue Reize zu setzen

Strikte Technik bleibt der Standard für sicheren und gezielten Muskelaufbau. Cheat Reps können diesen ergänzen – nicht ersetzen.

Nicht empfohlen. Anfänger:innen sollten zuerst korrekte Technik lernen, um eine sichere Basis für intensiveres Training zu schaffen.

Quellen:

Quellen:

Androulakis-Korakakis, P. (2025). Cheat reps vs. strict reps: What’s better for gains? Stronger By Science. https://www.strongerbyscience.com/cheat-reps-vs-strict/

Augustin, F., Piñero, A., Enes, A., Mohan, A., Sapuppo, M., Coleman, M., Wolf, M., Androulakis-Korakakis, P., Swinton, P., Nippard, J. & Schoenfeld, B. (2024). Do cheaters prosper? Effect of externally supplied momentum during resistance training on measures of upper body muscle hypertrophy. SportRxiv. DOI: 10.51224/SRXIV.497.

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